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ausgangssituation
das planungsgrundstück liegt im historischen bereich der gemeinde kranenburg. dieser ist geprägt durch die umliegend gelegenen historischen und denkmalgeschützten gebäude, insbesondere durch die „alte küsterei“ und das ehemalige krankenhaus. beide häuser zeigen durch das dunkelrote ziegelmauerwerk und schrägdach präsenz. im norden liegt der kirchplatz mit der städtebaulich dominanten kirche st. peter und paul. im süden wird das gebiet durch das wohnheim, einen mehrgeschossigen riegel mit putzfassade begrenzt. inmitten dieser heterogenen umgebung liegt das grundstück, das zusätzlich durch schwierige abstandsflächenregelungen belastet ist.
mit dem neubau für das pfarrheim will die gemeinde in diesem räumlichen zusammenhang einen neuen und attraktiven anziehungspunkt schaffen, der integriert ist in das allgemeine öffentliche und kulturelle leben und auch ein ort der begegnung für wallfahrtsreisende ist. das neue pfarrhaus soll leicht auffindbar sein und sich mit einer offenen geste zum öffentlichen raum hin präsentieren.

städtebau und architektur
das neue pfarrhaus stellt sich im norden mit seinem eingang schmal an die sichtachse zwischen rogmannstraße und wanderstraße und damit zwischen küsterhaus und krankenhaus. der baukörper ist markant, jedoch stellt er sich respektvoll hinter die fluchten der flankierenden gebäude. es bildet sich so ein kleiner gepflasterter vorplatz, der als pendant zu dem durch rasen geprägten freiraum vor der kirche wirkt und den übergang zwischen öffentlichen und gemeindlichen bereichen bildet. es entsteht eine verweilzone, die auf das neue zentrum aufmerksam macht. begleitet wird diese offene geste von einem gerundeten baukörper einerseits und von einer niedrigen geschwungenen sichtbetonwand mit sitzgelegenheit andererseits. als weitere plastische akzentuierung entwickelt sich die niedrige wand baulich zu einem hohen eingangsportal.
der baukörper ist eingeschossig, jedoch mit unterschiedlichen gebäudeteilen, die in den höhen und in den fassaden plastisch differenziert sind. so zeigt sich der baukörper trotz seiner relativ großen grundfläche und der eingeschossigkeit, durch die in allen teilen die barrierefreiheit gewährleistet ist, maßstäblich gegenüber der umgebung. durch die höhenentwicklung erreicht der hauptbaukörper sowohl von der wanderstraße als auch vom kirchplatz aus eine wichtige bauliche präsenz ohne rücksichtslos und dominant zu wirken. das neue zentrum zeigt sich mit seinen gläsernen hauptfassaden nach westen und süden und zeigt somit auch zu diesen seiten eine deutliche präsenz und wertigkeit.

erschließung und organisation
die organisation des hauses ist einfach zu erfassen. der barrierefreie zugang zum foyer des pfarrhauses erfolgt zunächst über einen windfang. dadurch wird die unabhängige nutzung der toiletten und garderoben für wallfahrtsbesucher klar und übersichtlich gewährleistet. doch bereits von hier aus ist zu erkennen, daß sich das haus insgesamt auch von innen offen und lichtdurchflutet zeigt und dadurch eine großzügigkeit erhält. im anschluß an den windfang liegt das foyer. durch eine großzügige verglasung fällt viel tageslicht in das innere des hauses. das foyer bietet eine gute orientierung und vielfältig nutzbaren raum, insbesondere durch die direkte verbindung mit dem großen saal. diese ermöglicht über eine breite, variable und transparente türanlage unterschiedliche konstellationen in der zuschaltbarkeit zwischen foyer und saal. die aufwärmküche ist ebenfalls dem foyer zugeordnet. das bietet bei größeren veranstaltungen gute organisationsabläufe und möglichkeit zur kommunikation, kann aber auch zur unauffälligen eingangskontrolle dienen.
im süden liegt der gemeindesaal. mit dieser lage profitiert der saal von der optimalen licht- und sonneneinwirkung sowie von den direkt zugänglichen aussenflächen, d.h. der im süden gelegenen garten- und grünfläche sowie und der anbindung an die kleine befestigte platzanlage mit präsenz zur wanderstraße. der saal ist durch die türanlage variabel vom foyer aus zu erschließen. ausserdem verfügt der saal über eine mobile trennwandanlage, die zusätzlich den großen gruppenraum wahlweise zuschaltbar macht. beide räume verfügen über eine größere raumhöhe, so daß in allen raumkonstallationen die raumgestalt und proportion optimal bleiben. durch die vielfältigen tageslichtquellen werden die raumatmosphären je nach tages- und jahreszeit unterschiedlich bestimmt und sorgen für einen direkten bezug zwischen innen und außen. außerdem können die fensterflächen auch so konzipiert werden, dass sie großflächig geöffnet werden können und so innen- und außenflächen miteinander verbunden werden.
die beiden kleinen gruppenräume sowie die notwendigen nebenräume liegen im norden bzw. osten und sind von einem natürlich belichteten kurzen flur vom foyer aus zu erreichen. auch hier ist ein kleiner freiraum zur möglichen nutzung vorglagert.
der geforderte geräteabstellraum ist im rückwärtigen bereich dem niedrigen eingangsbaukörper zugeordnet. hier wird gemäß § 6 (11) der lbo nrw die möglichkeit genutzt, abstellflächen ohne eigene abstandsflächen in den abstandsflächen eines gebäudes anzuordnen. dadurch bleibt das konzept eines baukörpers erhalten und die freiflächen werden nicht durch einen isolierten, untergeordneten baukörper zergliedert.

konstruktion, fassaden, materialien
das neue pfarrhaus wird als massivbau auf brunnenringen (rüttelstopfsäulen) als gründung gemäß bodengutachten errichtet. das materialkonzept basiert auf dem anspruch der guten, harmonischen gestalt, der wertigkeit (bei gleichzeitiger robustheit) und der nachhaltigkeit (im sinne der dauerhaftigkeit, der einfachen pflege, der sinnvollen konstruktiven fügung sowie im sinne der recyclefähigkeit und wiederverwertbarkeit). der einsatz von verbundmaterialien wird daher vermieden. für die gedämmten fassaden wird zum einen eine verblendschale im dünnformat vorgeschlagen. der verblender ist von heller, sandiger beige-grauer farbe und entfaltet auf den zusammenhängenden wandflächen eine strukturierte und subtil lebhafte wirkung, was insbesondere bei dem gerundeten baukörper am eingang die leichtigkeit und helligkeit der architektur unterstreicht. durch diese farbgebung wird auf einfache weise eine reflektionsfläche geschaffen in einem aussenraum, der aufgrund der umgebenden dunklen flächen und des hohen wohnheims ansonsten eher verschattet und dunkel anmutet. ausserdem korrespondiert diese farbgebung mit den sandsteingewänden und -sockeln der denkmalgeschützen historischen gebäude, ohne sie kopieren. auch die weiteren akzentuierungen aus sichtbeton und die helle holzfassade aus accoyaleisten passen in diesen farbkanon. die großen glasflächen werden durch plastische zargenrahmen, die wie die fensterrahmen auch aus accoya sind, im regelmäßigen rhythmus gegliedert und bilden einen ruhigen akzent im spiel zwischen transparenten und geschlossenen flächen. die großzügigen öffnungen im erdgeschoß lassen innen und außen ineinander übergehen und vermitteln die bildliche und räumliche wirkung eines gemeindelebens, das geprägt ist von transparenz und großzügigkeit. auch im innenraum ist das warme holzmaterial mit seiner farbigkeit vorherrschend. es stellt eine gute ergänzung zu den robusten wand- und deckenflächen dar, die im sinne eines edelrohbaus ausgestaltet sind. die plastische ausformulierung durch die holzbekleidung einiger wandbereiche und der abgehängten decke dient der architektonischen gestalt und berücksichtigt gleichzeitig die raumakustischen parameter für räume, die für sprach- und musikdarbietungen gleichermaßen genutzt werden.

ökologie und energie
der baukörper bietet in seiner recht kompakten bauform den ersten ansatz zu einem energiebewussten bauen, denn nicht nur der sparsame umgang mit energien, d.h. der energieverbrauch ist wichtig, sondern vor allem auch die notwendigkeit, die energieerzeugung zu minimieren. durch die sorgfältige dämmung der gesamten gebäudehülle einschließlich der verwendung hoch wärmedämmender gläser sowie durch die sorgfältige baukonstruktive detailplanung werden wärmeverluste vermieden. der einsatz umweltfreundlicher, möglichst wieder verwertbarer (trennbarer) und natürlicher materialien wird in form des verblenders, des holzes für fenster und einem teilbereich der fassade und des sichtbetons eingelöst. die reduzierung/vermeidung der gebühren für regenwasser erfolgt durch die reduzierung der versiegelten flächen. dazu gehört auch, dass für die gesamten dachflächen eine extensive dachbegünung vorgeschlagen wird. dieses geschieht auch im sinne der dachfläche als 5. fassade, da die dachfläche von den umgebenden gebäuden einsehbar ist. unter dem aspekt der technikminimierung und dem wohlbefinden der nutzer werden alle aufenthaltsräume und verkehrsflächen natürlich belichtet und belüftet.
die großen, im süden gelegenen fensterflächen im saal erhalten einen natürlichen sonnenschutz durch die laubbäume. in der laublosen zeit wird dennoch ein wichtiger energiegewinn ermöglicht. als unterstützung wird ein zusätzlicher außenliegender sonnen- und blendschutz vorgeschlagen. alle übrigen räume sind so organisiert, dass zusätzliche sonnenschutzmaßnahmen nicht notwendig sind.

außenanlagen
die außenanlagen unterstützen den offenen charakter des hauses. der kleine gemeindevorplatz mit der langen sitzbank wird flankiert von den in die fläche integrierten, notwendigen pkw-stellplätzen. die gepflasterten und mit niedrigkronigen bäumen und hecken gestalteten flächen im westen bieten vielfältigen spielraum für unterschiedliche aktivitäten und aufenthaltsqualitäten. im süden liegt der dem saal vorgeschaltete außenbereich, der als grünes refugium nach bedarf auch mit hecken und holzeinfriedungen geschützt werden kann. es wird eine begrünte verbindung zwischen süden und norden über einen, nach möglichkeit mit dem nachbargrundstück gemeinsam gestalteten weg geschaffen. außerdem wird eine fußläufige verbindung und neue wegebeziehung von west nach ost geschaffen. es entsteht unter einbeziehung der vorhandenen rampenanlage, die um eine treppe ergänzt wird, im südwesten sowie durch die gewünschte anbindung des wohnstifts eine offene durchwegung mit einer neuen kleinen, halböffentlichen platzsituation.

lichtkonzept
alle räume, mit ausnahme der lagerflächen, erhalten tageslicht und werden so natürlich belichtet (und belüftet). eine die außenwirkung unterstützende innenbeleuchtung, welche mit gesonderter nachtschaltung effizient gesteuert werden kann, akzentuiert einerseits die architektur atmosphärisch, und sorgt andererseits für die notwendige beleuchtung gemäß arbeitsstättenrichtlinien und sicherheit. das foyer sowie der große saal und die gruppenräume sind durch die fensteranlagen mit tageslicht durchflutet. die beleuchtung in foyer und saal wird so geplant, dass lichtszenen für die unterschiedlichsten veranstaltungen und stimmungswünsche angelegt werden können. die beleuchtung gewährleistet einen hohen sehkomfort, der insbesondere für die älteren nutzer von wichtigkeit ist. das pfarrhaus erhält, in abstimmung mit den umliegenden historischen gebäuden eine minimierte fassadenbeleuchtung. die außenraumbeleuchtung wird so ausgelegt, dass bei dämmerung/in der dunkelheit gestalterische akzente gesetzt werden, und auch für eine ausreichende sicherheit gesorgt ist, um sogenannte „angsträume“ zu vermeiden. dabei wird darauf geachtet, dass alle leuchten im außenraum mit einem uv-schutz versehen und so ausgelegt sind, dass keine streuverluste in den himmel möglich sind.